Sorry,
7. 3. 22
tut mir leid – aber ich stehe schon wieder auf der falschen Seite.
Habe ich das in der sogenannten Corona-Pandemie einigermaßen gut ausgehalten, so macht es mir jetzt Angst. Es sind die Reden unserer Politiker und der anderer Nationen. Jeder will sich überbieten mit seiner Verurteilung Putins. Informationen gibt es nicht, nur Anklagen. Und fast nebenbei wird unser Land platt gemacht, wirtschaftlich und intellektuell.
Sorry, dass ich nicht verstehe, warum wir in unsere Verteidigung jetzt 100 Millionen, äh Milliarden Euro investieren müssen. Wozu? Scholz: „Klar ist: Wir müssen deutlich mehr investieren in die Sicherheit unseres Landes, um auf diese Weise unsere Freiheit und unsere Demokratie zu schützen.“ Da kann ich als Ungeimpfte nur die Augen verdrehen. Erstmal. Dann aber auch feststellen, dass hier mal wieder der Manipulationstrick der Wiederholung angewendet wird: Freiheit, Demokratie, Sicherheit.
Wohin soll das führen? Letztlich drücken wir damit doch Kriegsbereitschaft aus, oder? Wofür brauchen wir mehr oder bessere Waffen, wenn wir sie nicht auch einsetzen wollen?
Sorry, dass es mich erschreckt, nein, entsetzt, wie viel Zustimmung das findet!
Und wer soll das bezahlen?
Wir haben noch keinen Überblick, wie hoch die wirtschaftlichen Schäden sind, die uns die Maßnahmen beschert haben. Aber wir wissen bereits, dass es sie gibt. Jetzt kappen wir unsere wirtschaftlichen Beziehungen mit Russland. Wie viele Unternehmen werden dabei noch und zusätzlich auf der Strecke bleiben?! Und wie viele Arbeitsplätze?
Und wieder scheint alles alternativlos zu sein. Wir müssen gegen den bösen Putin vorgehen, auch wenn wir dabei unser letztes Hemd verlieren.
Sorry, dass ich mich nicht damit beschäftigen will, ob die russische Militäroperation gerechtfertigt ist oder gegen das Völkerrecht verstößt. Der Begriff „Rechtfertigung“ impliziert m. E., dass es sie geben könnte. Gibt es nicht! Es gibt Handlungen, die Prozesse anstoßen, die in eine Eskalation führen (können, nicht müssen).
Sorry, dass ich mich nicht dezidiert gegen diesen Krieg ausspreche. Ich bin gegen jeden Krieg, auch den im Jemen, im Irak, in Libyen, Syrien, Palästina. Hab ich einen vergessen?
Sorry, dass ich die Aktionen der Friedenskooperation nicht unterstützen kann. Ich verstehe nicht, wie man für Abrüstung und gegen eine Lagerung von Atombomben in Büchel sein kann und jetzt Postkarten an die russische Botschaft schicken will. Was ist mit Postkarten an unsere Regierung? An die NATO? Oder an die US-Botschaft? Ich traue mich fast nicht es zu sagen, aber diese „Friedensbotschaften“ klingen für mich nach einer Kriegserklärung. Meiner Meinung nach kann man nicht für Frieden bei einer einseitigen Schuldzuweisung sein! Sorry!
Meine Kinder haben in der Schule russisch gelernt. Es gab einen Schüleraustausch mit Donezk. Es gab mal so etwas wie „Freundschaft mit Russland“ und das schloss die Ukrainer mit ein. Ich habe nicht mitbekommen, wann sich das geändert hat. Jetzt schlägt mir ein Russenhass entgegen, der eine erschreckende Dynamik hat. Da werden Städtepartnerschaften auf Eis gelegt, Künstler, Bücher und Lebensmittel aus dem Programm genommen, russische Mitbürger bedroht. Wahrscheinlich sollte ich mein russisches Kochbuch vorsichtshalber verbrennen. Und Dostojewski und Tolstoi gleich mit dazu. Vielleicht sogar Solschenizyn?
Ich traue mich fast nicht es zu sagen, aber es geht nicht um Kritik oder Ablehnung, es wird Hass geschürt. Wenn ich auf Demonstrationen sehe, wie aus Putin ein neuer Hitler gemacht wird, dann weiß ich, dass Propaganda am Werk ist. Das hatten wir doch schon mal bei Gaddafi, Hussein oder wie auch immer die Machthaber, die Mörder, die krank und irre sind, hießen, die die Amis aus humanitären Gründen beseitigen mussten.
Bin ich in meinem Friedensdenken in der Vergangenheit hängen geblieben? Habe ich fürchterliche Entwicklungen, natürlich nur die bei Putin, nicht wahrgenommen?
Beim Ostermarsch 2015 konnte man Plakate mit dem Text „Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien....immer wieder das gleiche Drehbuch der Lügen“ sehen. Oder auch dieses Transparent:

»NATO – Hände weg von der Ukraine« war schon auf dem Ostermarsch 2015 die Forderung (Berlin, 4.4.2015)
Damals konnte ich schon feststellen, dass die Friedensbewegung diffamiert wurde, so wie es auch mit den Querdenkern heute geschieht, rechtsoffen usw. Sind sie deshalb jetzt so zurückhaltend einseitig mit ihrer Friedensbotschaft? Außerdem scheint es so zu sein, dass dieses Wissen um die Problematik bei einer Aufnahme der Ukraine in die NATO nicht die breite Öffentlichkeit erreichte. Und dass die NATO und eben auch unsere Regierungen es ignorierten; und nicht erst seit der dringenden Forderung Putins auf der Münchener Sicherheitskonferenz 2007.
2017 habe ich mit diesem Bild an einer Ausstellung teilgenommen:

Ich hatte den Eindruck, dass die Besucher der Ausstellung, ebenso wie die anderen Teilnehmer, mit dem Bild nichts anzufangen wussten. Es gab keine Reaktionen. Mir "kam" dieses Bild, als ich mich mit den "Friedensmissionen" der USA und der NATO beschäftigte.
Sorry, liebe Friedenskooperative,
was habt ihr euch bei der Aktion #staywithukraine gedacht? Seit vielen Jahren ist bekannt, wie sehr die ukrainische Regierung von Nazis durchsetzt ist. Stepan Bandera z. B., wird als Nationalheld gefeiert, ein Kollaborateur der SS im 2. Weltkrieg (https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/257664/verflochtene-geschichten/), der in München begraben ist. 2015 hat Außenminister Melnyk, der aktuell in unserem Bundestag mit standing ovations (außer AfD und Linke) bedacht wurde, an seinem Grab Blumen niedergelegt. Sevim Dagdelen, die Linke, hat damals eine Anfrage eingereicht und wohl nachgefragt, ob der Regierung die Hintergründe bekannt seien. Die Antwort war, dass man Melnyk die Bedenken mitgeteilt habe. Die Nazi-Zeichen werden offen gezeigt, das rechtsextreme Bataillon „Asow“ als Nationalgarde gewissermaßen legitimiert. Mit denen verbündet sich unsere Regierung? Welche Geisteshaltung zeigt sich da? #staywithfaschisten?
Sorry, das macht mir Angst! Gewaltig!
Übrigens war 2014/15 auch die sogenannte Berichterstattung in unseren Medien differenzierter und die nationalsozialistische Präsenz bekannt und wurde benannt.
Klassiker von 2014: Putsch in Kiew: Welche Rolle spielen die Faschisten? (Panorama / NDR) https://www.nachdenkseiten.de/?p=81559#h11
ARD Monitor: Die NATO als Kriegstreiber in der Ukraine (22.8.14) https://www.youtube.com/watch?v=qpw5qIZ7QeM&list=LL&index=2
Die Anstalt - Manipulation durch Medien im Ukrainekonflikt – 23.09.2014 Auszug
https://www.youtube.com/watch?v=WAUXwKcfV8M
(Bin mal gespannt wie lange diese Dokumente einer anderen Zeit noch abrufbar bleiben.)
Was ich jetzt in den Medien erlebe, ARD, ZDF, RTL etc. oder auch in der WAZ, da habe ich gerade zufällig ein 2wöchiges Probeabo, ist total emotional aufgeladen. Zuschauer und Leser sind einer fürchterlichen Erregung ausgesetzt! Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass das, was mit der Angst vor dem Virus schon gemacht wurde, noch zu toppen wäre.Jeder, der sich dieser Erregung nicht aussetzt und versucht sachlich zu sein, muss sich schuldig fühlen. Also tut er womöglich schon von sich aus. Krieg ist doch schrecklich! Ja! Aber jede Sachlichkeit scheint ein Verrat an den armen, leidenden Menschen in der Ukraine zu sein! Nein!
Am Sonntagabend ist mir dann etwas eingefallen. Ich durfte eine Zeitlang vier Kinder auf ihrem Lebensweg begleiten. Die haben auch mal gestritten. Wie wir alle wissen, macht es wenig Sinn zu fragen, wer denn angefangen hat. Sie wurden auf ihr Zimmer geschickt, sollten mal nachdenken und beim Abendbrot wurde besprochen, was jeder braucht, dass er einigermaßen zufrieden sein kann. Dabei ging es bei uns nicht um Kompromisse, sondern um Bedürfnisse (na ja, vielleicht verkläre ich das aus heutiger Sicht ein bisschen). Aber ich bin mir sicher, dass danach immer wieder eine gute Stimmung herrschte.
Das inspiriert mich zu einem Aufruf:
Liebe Mütter, die ihr jetzt seht, wie eure Männer, Söhne, Väter und Großväter in den Krieg ziehen wollen, vielleicht sogar eure Töchter, nehmt ihnen die Waffen weg und schickt sie zum Nachdenken aufs Zimmer. Beim Frühstück klärt ihr dann das, was jeder braucht, um ein gutes Leben zu haben. Seid unparteiisch! Verlangt Respekt, Mäßigung und Ehrlichkeit! Setzt euch durch!
Sorry,
das klingt ziemlich naiv, vielleicht sogar irgendwie niedlich. Aber was kann man nach zwei Jahren Infantilisierung schon erwarten........
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