2.2.2019
Als ich 2015 "in Rente" ging, war ich erst einmal froh sämtlicher beruflicher Pflichten entledigt zu sein, Zeit zu haben und nicht über den nächsten Tag nachdenken zu müssen. Abends ins Bett zu gehen, mit der Gewissheit, dass am nächsten Morgen nicht der Wecker klingeln wird, war die reinste Freude.
Ich musste Abstand gewinnen.
In den ersten Wochen und Monaten räumte ich meine Ordner auf, trennte mich von sehr vielen Dingen und stellte ein paar Möbel um. Jetzt begann ein neues Leben!
Wahrscheinlich ging es mir zu gut. Prompt stellten sich gesundheitliche Probleme ein und ich verbrachte mit zahlreichen AltersgenossInnen meine Zeit in Wartezimmern und später dann beim Physiotherapeuten. Als ich lernte, das zu akzeptieren, was mir nicht leicht fiel, war es sogar ganz lustig. Ich lernte einige nette Menschen kennen, die wie ich den Beschwerden des Älterwerdens mit Muskelaufbau und Ausdauer(sport) zu entrinnen versuchten. Geht auch. Aber sollte das jetzt mein Lebensinhalt sein?
Ich fragte mich, ob ich dabei bin, ähnlich wie die Bank auf dem Bild, zu vergammeln. Oder könnte es auch sein, dass ich noch nicht aus diesem Leistungsdenken ausgestiegen bin? Dass ich die Pflicht habe, außer mich gesund zu ernähren und viel zu bewegen, sozial und kulturell aktiv zu sein und mich irgendwie und irgendwo zu engagieren? Sind das nicht die (Alters)Bilder, die uns medial vermittelt werden? Und da wären da noch die Enkelkinder.