Im Wartezimmer zum Tode


28.5.22


In einem Gespräch, das schon vor einiger Zeit auf Rubikon ausgestrahlt wurde, hinterließ eine Bemerkung von Matthias Burchardt bei mir einen nachhaltigen Eindruck, die, aus dem Zusammenhang genommen, mir endlich die richtige Formulierung für meine Befindlichkeit „schenkte“:


„.....wir fühlen uns abgeschnitten von unserer Existenz und von einer Zeit vor Corona. Ich habe das Gefühl, dass die Zeit überhaupt nicht vergeht. Ich fühle mich wie in einem Wartezimmer zum Tode, das keinen Ausgang kennt, in dem ich sozusagen gefangen bin und kann nicht aus eigener Kraft neue Lebensereignisse generieren. Und zugleich fühle ich mich abgeschnitten von jeglicher Zukunft und Vergangenheit....“


Schon länger begleitet mich die Frage, ob ich mit meinen 71 Jahren das Ende des Corona-Regimes noch erleben werde. Es gibt keine Termine, keine Daten, die ein Ende absehen lassen. Dafür die Ansage, dass schon im nächsten Herbst wieder eine Welle auf uns zukommen wird. So hat man die Möglichkeit aufrecht erhalten, wieder Maßnahmen einzusetzen, sowie das Impfthema weiterhin zu befördern.


Soll so mein „Lebensabend“ aussehen? 


In einer Gesellschaft, in der ich wegen meiner Fragen und Haltung diffamiert werde, an der ich ohne Maske und Tests nicht teilhaben darf, selbst nicht an Gottesdiensten, wo ich abwertend beurteilt werde oder als psychisch instabil gesehen werde, wo ich mich nicht zu den mich bedrängenden Themen äußern darf – wo ist da mein Platz?


Nun ist in die Depression zu gehen keine Lösung, auch wenn die Stimmung hin und wieder in diese Richtung kippt. Es gibt auch hoffnungsgetragene Kommentare wie „das Corona-Narrativ kippt“. Ich glaube nicht daran. Bisher haben Spaziergänge, Kritiken, Nachweise nichts bewirken können. Es wird dermaßen angestrengt am geltenden Narrativ festgehalten, dass für mich immer unklarer wird, welches Ziel eigentlich angestrebt wird.


Unser aller Leben findet in einer Atmosphäre der Angst, der Ausgrenzung und Verurteilung statt. Eine vergiftete Atmosphäre –  ohne Ausgang, zum Warten verdammt.


Manchmal scheint es so, als ob noch normales Leben stattfände, wenn ich einkaufen gehe oder sehe, wie Menschen zur Arbeit gehen. Man hat sich an die Masken gewöhnt.

Ich nicht. Die Blicke hinter den Masken lassen mich meine Umwelt als feindlich erleben. Ich empfinde Beklemmung. Mir macht diese Gewöhnung Angst, denn obwohl keine Pflicht zum Maskentragen mehr besteht, scheinen für mich alle Menschen der „Empfehlung“ zu folgen. Aus Angst? Vor was? Vor wem?

Gestern musste ich wegen einer kleinen Reparatur zum Optiker. Zwei Mitarbeiter trugen hinter der Plexiglasscheibe eine Maske und fragten mich nach meiner. Ich war in dem großflächigen Laden der einzige Kunde. In den fünf Minuten, die die Bearbeitung meines Anliegens brauchte, hat sich die Mitarbeiterin dreimal die Hände desinfiziert. Für mich war das ein tragisches Beispiel dafür, wie tief entweder die Angst sitzt oder wie stark die Indoktrination wirkt, die natürlich Angst erzeugt. Können die Menschen noch unterscheiden, ob es eine tatsächliche Bedrohung gibt?


Wenn Angst zum Grundlebensgefühl wird, mal mehr und mal weniger bewusst wahrgenommen, bestehen die idealen Voraussetzungen nun Kriegsangst zu schüren.


Wenn ich bei Demonstrationen die gelb-blauen Fahnen sehe, dann weiß ich, dass die Kriegspropaganda erfolgreich war und ist, dass die Menschen „Partei“ ergreifen und eben nicht für Frieden, auch wenn es gesagt wird,  sondern gegen den „Dämon“, den „Irren“, den „Aggressor“ und unkritisch, ohne nach Zusammenhängen und Entwicklungen zu fragen, dem Hass und der Hetze folgen.


Aber das kann sehr viel besser Eugen Drewermann ausdrücken. Es lohnt sich wirklich seine Friedensrede anzuhören und besonders auch die Fragen aus dem Publikum. Das waren auch meine Fragen. Diese zwei Stunden sind wertvoll – für unsere Haltung, für unsere Zukunft.


Wir leben in gefährlichen Zeiten. Es gibt nichts Versöhnliches oder Tröstendes zu sagen. Auch wenn das nun mein Lebensabend ist, so gibt es doch für mich etwas lohnenswertes: konsequent für Frieden und Freiheit einzustehen! Gegen die Angst! Das ist mein Ausgang aus „dem Wartezimmer zum Tode“!



https://www.youtube.com/watch?v=SQ_DJJEd1lU

Drewermann Friedensrede: Frieden ist möglich. Volkshaus Zürich. 7. Mai 2022