Die Lage ist ernst
22.2.22
Eine Zeitlang dachte ich, dass das gleiche Prinzip, also entweder dafür oder dagegen, sich mit dem Klima-Thema fortsetzen wird. Aber nun wird deutlich, dass jetzt die Gesellschaft in Putin-ist-Aggressor und Putinversteher gespalten wird. Gleichzeitig wird Kriegsangst geschürt. Dieses Zündeln kann mir wirklich Angst machen. Damit meine ich eine solche Aussage wie „Deutschland ist bereit einen hohen Preis zu zahlen“. Was versteht Frau Baerbock, die das gegenüber dem ukrainischen Außenminister und auch auf der Münchener Sicherheitskonferenz versicherte, unter einem hohen Preis? Und wieso Deutschland? Also ich nicht!
Die Ukraine war auch Hauptgegenstand der Antrittsrede unseres Bundespräsidenten, die mich geradezu entsetzte. Mit Sätzen wie „Aber ich kann Präsident Putin nur warnen: Unterschätzen Sie nicht die Stärke der Demokratie!“ begegnet mir Orwell'sches Neusprech in Reinform. Dieses Denken wird uns aufgezwungen. Kein Mensch in Deutschland würde diese Politik wollen, wenn man demokratisch die Bevölkerung beteiligen würde.
Ich verurteile die Nato-Osterweiterung. Ich verurteile Manöver, die direkt an der Grenze zu Russland abgehalten werden (Defender 20/21/22); ebenso die Verlegung von mehreren hundert Soldaten nach Polen.
Ich verurteile die Bestrebungen die Ukraine zu unterstützen und weiterhin von einer Annexion der Krim durch Russland zu sprechen. Und ich finde es geradezu Kriegstreiberei, wenn zahlreiche Länder ihre Botschaftsangestellten auffordern das Land zu verlassen. Das sind Signale, die Angst erzeugen und das Feindbild festigen sollen, denn dafür wird Putin verantwortlich gemacht.
Und immer und überall die moralische Unterfütterung! Das macht mich wütend. Solidarität! Habeck hat schon von einer „ökologischen Solidarität“ gesprochen. Da weiß man gleich, was beim Thema Klima auf uns zukommt. Der Einzelne wird aus Solidarität Verzicht leisten müssen, während eifrig die Umwelt durch das Militär belastet wird. Nur als Beispiel.
Demokratie heißt, dass wir die Zeche für den Macht-Rausch der Elite zahlen.
Ach, ich könnte mich so aufregen! Nebenbei gibt es aber immer mal wieder den Gedanken, dass das alles nicht wahr sein kann, dass ich mich irre, dass ich mich von Alarmisten beeinflussen lasse.
Meistens ist das das Ergebnis von zu viel Informationen und ich muss einen Schritt zurück machen und mich auf mich selbst besinnen.
Und plötzlich erinnere ich mich. Dreh- und Angelpunkt meines kritischen Weges ist Eugen Drewermann. Er ist ein klar und analytisch denkender, besonnener Mensch. Und Friedensaktivist. 2017 bin ich auf diese Seite des für mich bis dahin Märchenanalytikers und kritischen Theologen Eugen Drewermann aufmerksam geworden, als ich seine Rede bei einer Demo vor dem Hotel „Bayerischer Hof“ hörte. Drinnen tagten Regierungsvertreter aus allen Teilen der Welt bei der Münchener Sicherheitskonferenz. Während man drinnen von einer angeblichen Sicherheitspolitik sprach, wurde draußen eine Friedenspolitik eingefordert.
Ich weiß nicht mehr, ob es einen Zusammenhang zu diesen Protesten gab, jedenfalls sah ich zu der Zeit die Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow im Fernsehen, auf Phönix in voller Länge. Nach seiner Rede gab es eine Art Bewertung bzw. Kommentierung dieser Rede, dem einfachen Zuschauer muss natürlich erklärt werde, wie er die Rede zu verstehen hat, von einem „Russland-Experten“. Ich erinnere mich noch, dass ich dachte, dass ich das völlig anders verstanden habe, dass das nicht stimmt, was dieser Experte da sagt.
Zu diesem Zeitpunkt kannte ich die Hintergründe noch nicht. Aber ich war aufmerksam geworden. Jetzt bin ich nochmal zurückgegangen und habe mir auch die Rede von Putin, die er 2007 auf der Siko gehalten hat, durchgelesen. Kurz in meinen Worten gesagt, geht es schon seit 1990 um die Nichteinhaltung von Vereinbarungen und den Verstoß gegen russische Sicherheitsinteressen durch die Westmächte (Nato-Osterweiterung). Diese Vereinbarungen wurden verschwiegen und geleugnet. Sie waren nicht öffentlich wirklich bekannt.
Erstaunlich ist, dass gerade jetzt der Spiegel Dokumente „entdeckt“, die diese Vereinbarungen bei den 2 plus 4 Gesprächen in 1990, nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes und dem Mauerfall, belegen.
Es ist erschreckend zu sehen, dass die russischen Interessen nicht beachtet wurden und international, aber hauptsächlich durch die USA das Bild Putins als Aggressor aufgebaut und verfestigt wurde. Gerade die deutsche Politik sollte daran kein Interesse haben. Vergessen ist die Rede und das deutliche Freundschaftsangebot Putins im Deutschen Bundestag. Stattdessen unterwerfen sich deutsche Politiker den amerikanischen Vorgaben (Baerbock: Wir Atlantiker). Ich fürchte, ne, bin mir sicher, dass damit nicht das deutsche Volk gemeint ist. Ich glaube, dass das wirklich niemand hier im Lande will. Diese Regierung wurde anscheinend gewählt. Ich verstehe nicht, wie das passieren konnte!
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