23. Juli 2021


Bleiben Sie gesund!


Wasch dir die Hände! Sitz still! Keine Widerworte! Rede nur, wenn du gefragt wirst! Jeder kennt diese Imperative aus der Kindheit. Nun, mit siebzig Jahren, die Anordnung, gesund zu bleiben. Es ist nett gemeint. Die Verkäuferin, der Nachbar, sogar der Abonnentenwerber am Telefon wünscht es mir, obwohl ich das Gespräch abwürge.

Doch es kommt nicht als Wunsch an, so wie man es auf Geburtstagskarten liest, wenn man die Fünfzig anfängt zu überschreiten und Gesundheit zum höchsten erstrebenswerten Gut wird. In meinen Ohren klingt es wie ein Befehl, eine von den vielen Verordnungen, die ich jetzt zu erfüllen habe. Und Hände waschen gehört auch dazu.

Bleiben Sie gesund!

Was muss ich tun, um gesund zu bleiben? Es war noch nie so einfach, nämlich einfach nur den „Empfehlungen“ folgen: Maske tragen, Kontakte meiden, sich gesund ernähren, sich bewegen, möglichst im Wald, keine Konzerte besuchen, keine Theaterbesuche, nicht auf Demonstrationen gehen (oder doch auf Demonstrationen gehen, um Gemeinschaft zu erleben und um den ganzen Verordnungen ein Ende zu bereiten, um wieder selbstbestimmt und in Selbstverantwortung leben zu können?).

Doch nicht so einfach. Was ist gesund? Sind diese Verhältnisse gesund? Die nun schon seit sechzehn Monaten andauern? Diese Angst, die mit immer neuen Aussagen geschürt wird?

Wir sind im Krieg und der Feind ist unsichtbar. Wir wissen nicht, ob er da ist, wissen nicht, ob er weg ist. Wir sollen so tun, uns so verhalten, als wäre er da. Es geht auch nicht nur um uns. Es geht auch um den Anderen, den wir schützen müssen, das Gesundheitssystem, es geht um Deutschland, dass es ja bisher besser geschafft hat als seine europäischen Nachbarn und sieh nur, was in New York los ist..,...Wir müssen Disziplin zeigen, durchhalten. Überall auf der Welt müssen die Menschen das tun, was anscheinend die Deutschen am besten können: wegsehen, wegdenken, wegfühlen und wegmerken, was ihnen weggenommen wird.

Warum fragt keiner der von uns bezahlten Journalisten im ÖffentlichRechtlichenRundfunk warum das RKI Obduktionen verbietet? Bei jeder blöden Vorabendkrimiserie kann jeder sehen, wie sicher und geschützt Pathologen gekleidet sind. Keine Fragen?

Es sei erwähnt, dass es nicht um das Virus an sich geht, sondern um seine todbringende Gefährlichkeit. Es geht darum, ob wirklich eine Pandemie dadurch ausgelöst wird, die alle diese fürchterlichen Maßnahmen zur Folge hat. Das durfte nicht untersucht werden.

Stattdessen wurde über Angst der Glaube gestärkt. Der Glaube an die Regierung, an Experten der Regierung, dass wir erst immun sind, wenn alle geimpft sind. Wir glauben. Wir haben keine Zweifel mehr. Wir sind gute Menschen, weil wir solidarisch sind, weil wir es nicht für uns tun, sondern für ….äh wen?

Ich kenne diese Angst, die so tief geht, die Denken und Fühlen dominiert, die nicht weg ist, wenn die Spinne tot ist. Die auch überfallartig auftritt, die hilflos macht, einen Abgrund öffnet, der in den Tod führen kann.

Ich kenne sie aus eigener Erfahrung und begegne ihr nun in den Augen der Menschen, die Gespräche vermeiden oder abbrechen, die nichts Kritisches über die Angst hören wollen, schon gar nicht, dass sie „gemacht“ ist, unnötig, widersinnig.

Ich müsste und sollte Verständnis haben. Aber es gelingt mir nicht. Ich bin entsetzt, welche Feindseligkeit mir entgegenschlägt und überhaupt um sich greift. Es ist im Privaten so, in Familien, unter Freunden und ganz besonders im öffentlichen Raum, geschürt durch die Medien. Menschen, die gegen die vorgegebene Richtung denken, Fragen stellen, eben Querdenker sind, werden in einem Atemzug mit Nazis, Reichsbürger und Antisemiten gleichgesetzt. Und niemand merkt, dass es keine inhaltliche Auseinandersetzung gibt.


Wie lange kann man Angst aufrecht erhalten? Es gibt genug Bemühungen. Aber erreichen sie noch die Menschen? Sind diese nicht allmählich auch ihrer Angst müde? Ist es vielleicht so, dass die Menschen, die sich jetzt impfen lassen trotz aller Bedenken, einfach nur die Hoffnung haben, dass dann alles endlich aufhört? Dieses Gerede, diese Sorgen? Und einfach nur wieder normal leben wollen?

Ich könnte es verstehen. Auch ich bin müde, will nichts mehr über Pandemie, Corona, Impfen und Nebenwirkungen hören.

Aber dann kommt ein Ministerpräsident um die Ecke und erklärt uns, dass Impfen uns Freiheit bringt. Das macht mir Angst! Impfen dient nicht unserer Gesundheit. Sie bringt uns Freiheit!


Merkt eigentlich jemand noch was?

Ich bin verzweifelt.

Das ist nicht gesund.