Altersbilder
März 2019
Neulich ist mir zu meiner eigenen Überraschung aufgefallen, dass wir ganz allgemein dazu neigen, gewisse defizitären Erscheinungen automatisch mit dem Altwerden zu verbinden. Jemand hat seinen Schlüssel verlegt – erster Gedanke: ich werde alt. Oder es fällt jemandem ein Begriff, ein Name gerade nicht ein – oh je, ich glaube, ich werde alt, ist der spontane Kommentar. Fragt man nach, ob derjenige wirklich denkt, dass es mit dem Alter zusammenhängt, wird es natürlich zurückgewiesen, denn jeder weiß, dass es einem Dreißigjährigen genau so passieren kann. Nachdem es mir einmal aufgefallen war, stellte ich fest, dass wir sehr oft diese Bemerkung machen, öfter als uns gut tut.
Woher kommt das?
Es scheint so, als ob sich ganz hinten in unserem Gehirn ein defizitäres Altersbild eingenistet hat und unbewusst wirksam ist. In seinem Buch „Die Macht der inneren Bilder“* beschreibt Gerald Hüther, Neurobiologe, wie unser ganzes Leben bis in die kleinste Zelle hinein, sich auf der Grundlage von inneren Bildern entwickelt. Die inneren Bilder bestimmen unsere Vorstellungen von der Welt und wie wir Denken, Fühlen und Handeln (Klappentext). Sie hängen mit unseren Wahrnehmungserfahrungen zusammen, dienen einerseits der Stabilität im Sinne eines Wiedererkennens und einer Übereinstimmung und andererseits der Problemlösung und Bewältigung von Herausforderungen. Sie werden geprägt von der Umgebung, in der wir leben und von unseren Erfahrungen. Sie können starr sein oder aber auch offen und neue Erfahrungen zulassen, heißt, dass ein Bildmuster modifiziert und angepasst wird.