4./5.12.21


Nachtgedanken 


Es ist schwierig. Und des Nachts, so zwischen Wachen und Schlafen, schier unmöglich die Gedanken abzuschalten. Ebenso die Bilder, die mit unangenehmen Gefühlen verbunden sind und des Tags mir präsentiert wurden.

Eins geht mir besonders nicht aus dem Sinn, das Bild von dem Bundeswehrgeneral in seiner gefleckten Uniform, der irgendwie Formulare einer Frau an einem Schreibtisch in einer Art Kommandozentrale übergibt. So Bildschirme im Hintergrund, Menschen, die darauf starren oder herumlaufen. Wie in so einem Katastrophenfilm.  Dabei die Mitteilung, dass General Breuer jetzt den Krisenstab im Bundeskanzleramt leitet.

Es muss wohl alles ganz fürchterlich sein. Also die Situation. Aber nicht die, sondern diese Szene bereitet mir großes Unbehagen.

Strategische Kompetenz ist gefragt. Wahrscheinlich ähnlich der, wie im letzten Winter, als Bundeswehrsoldaten in voller Montur, die Impfteams in die Alten-und Pflegeheime begleitet haben und die Bewohner im wahren Wortsinne zu Tode erschreckt haben. Ich bin heute noch zutiefst erschüttert. Und auch erschrocken. Wird das Ordnungsamt in Begleitung der Bundeswehr mich demnächst aus meiner Wohnung zum Impfen abführen?


Wenn ich tags aus dem Fenster schaue, wenn ich einkaufen gehe, sehe ich meine betagten Nachbarn und Nachbarinnen wie ehedem, sich und ihren Haushalt selbständig wie gewohnt versorgen. Es sind noch alle da. Ich gehöre auch dazu, zu den Alten, die alleine leben, hin und wieder Besuch von der Familie bekommen, hin und wieder durchs Viertel oder an der nahen Ruhr spazieren gehen.

Nach heutigem Sprachgebrauch würde man sagen, dass wir im Prinzip den Lockdown bereits leben.

Ich weiß nicht, ob sie geimpft sind. Warum sollten sie auch? Frage ich mich.

Aber darum drehen sich meine Gedanken: um das Impfen. Es liegt mir schwer auf der Seele.

Zum Einen, weil es anscheinend eine Menge Nebenwirkungen gibt, die wirklich auf lange Zeit, vielleicht sogar lebenslang, einen gesundheitlichen Schaden anrichten. Aber das wird nur in der Schmuddelecke Internet berichtet. Da aber auf sehr vielen Kanälen. Das PEI (Paul-Ehrlich-Institut) veröffentlicht zwar Daten, und die sind erschreckend genug, aber man weiß auch, dass einen Zusammenhang zur Impfung, z. B. bei Todesfällen, auch jemand denken muss, um sie zu melden. Aber wer denkt denn so was! Die Impfung ist sicher!

Zum Anderen, weil es wohl sicher ist, dass es eine Impfpflicht geben wird. Warum sollte ich mich in meiner relativ isolierten Situation impfen lassen?

Was heißt hier überhaupt impfen, denke ich und wälze mich zum wiederholten Male von links nach rechts bzw. von rechts nach links. Jetzt bin ich ein Impfverweigerer. Ich nehme das Angebot nicht an. Jetzt schade ich dem Gemeinwohl. Es geht nicht um mich und meine Gesundheit.

Wie kann es auch? Wir wissen doch gar nichts über diesen Impfstoff. Hat Wieler sogar vor einiger Zeit noch gesagt. Jetzt soll er, also der Impfstoff, schwere Verläufe verhindern? Woher weiß man das? Gab es Studien mit Vergleichsgruppen? Also alle glauben das. Zugeben musste die Regierung inzwischen, dass es keine lange Wirkung gibt. Man nennt das Impfdurchbruch. Wieder ein neues Wort. Klingt nicht schlimm, auch wenn es eigentlich ein Versagen des Impfschutzes ist. Schutz?

Wir wissen auch, ganz offiziell, also nicht nur aus der Schmuddelecke, dass man trotzdem sich infizieren kann. Deshalb muss alle sechs bzw. neun Monate nachgeimpft werden. Boostern heißt es. Wir können der englischen Sprache echt dankbar sein, dass sie uns so griffige Wörter zur Verfügung stellt.


Ich drehe mich auf den Rücken und versuche mich ganz auf meine Füße zu konzentrieren. Das soll helfen. Habe ich auch schon mit Erfolg ausprobiert. Die Füße sind weit weg vom Kopf. Man zieht so gewissermaßen die frei umher schwirrenden Gedanken ab, nach unten. Dort aber versucht man sich ganz mit den Füßen zu beschäftigen. Sind sie kalt, warm, kribbeln usw. Und mir fällt ein, dass ich vor vielen Jahren mal so eine Geschichte von einem toten Gaul gelesen hatte, den man nicht mehr reiten sollte. Muss ich mal raussuchen. Bestimmt hab ich die noch.

Es ist schon merkwürdig. Vielleicht ist das Impfen gar nicht mein Problem. Als meine Kinder noch ziemlich klein waren, erhielt ich ein Schreiben vom Gesundheitsministerium, oder Gesundheitsamt? Ne, ich glaube vom Gesundheitsministerium. Egal. Darin wurde mir mitgeteilt, dass es zu meiner Verantwortung gehört, meine Kinder gegen Masern impfen zu lassen. Sie könnten sonst schwer an einer Enzephalitis erkranken. Das war wohl so Ende der siebziger oder Anfang der achtziger Jahre. Ich sehe mich noch mit dem Schreiben in der Hand die Steinstufen zu unserem Einfamilienreihenhaus hinaufgehen, wo wir damals mit unseren vier Kindern zur Miete wohnten. Und aufgeregt habe ich mich über den Tonfall und die Angstmacherei. Ich selbst hatte Masern durchgemacht, kann mich an Fieberfantasien erinnern, an einen nächtlichen Arztbesuch an meinem Krankenbett. Mumps hatte ich auch. Oder Windpocken. Sie gehörten zu meiner Kindheit. Ebenso zur Kindheit meiner Kinder. Okay, das war nicht einfach. Das braucht Zeit, Aufmerksamkeit und Hinweise für die richtige Pflege. Das braucht keine Angst, was alles noch passieren kann. Zum Glück stand mir eine Kinderärztin zur Seite, die ich anrufen konnte, die Zeit auch für die Mutter hatte. Damals habe ich viel gelernt und wenig geschlafen.

Ich sollte aufstehen. Das wird erstmal nix mit schlafen.

Was soll überhaupt das ganze Theater? Sowohl das Öffentliche als auch mein Grübeln? Es steht doch fest, dass weder der PCR-Test noch dieser Schnelltest Infektionen nachweist. Darüber gibt es gesicherte Studien, Uni Duisburg-Essen sag ich nur. Das wird einfach, ja, richtig frech ignoriert. Zu welchem Zweck? Wie sähe unser aller Leben wohl aus, wenn man das ernst nehmen würde? Dann würde nicht mehr getestet. Oder nur noch die Kranken, bei denen man mehr über die Ursache wissen möchte. Vielleicht würde dann auch nicht mehr falsch behandelt?

Täglich wird in der Tagesschau von Infektionszahlen gesprochen. Das ist geradezu unverschämt. Man hält mich für dumm und nur noch des Impfens wert. Was für ein schöner Satz. Ich sollte aufstehen und mir einen Kaffee machen. Bei meinem Nachbarn hilft das. Kann ich nicht. Bekomme dann Magenschmerzen. Der Magen ist sowieso im Moment sehr empfindlich. Ständig muss ich sauer aufstoßen.

Dabei fällt mir ein, dass es neuerdings eine Bratwurst und ein Freibier gibt, wenn man sich mit dem absolut lebensnotwendigen Stoff impfen lässt. Menschen sind doch merkwürdig, dass sie mit so etwas überzeugt werden müssen. Jedenfalls scheint das irgendwer zu denken. Wird das dann auch mit meinem Steuergeld bezahlt? Da fällt mir Ugur Sahin ein. Genau. Der, der dieses Jahr mit dem Großen Verdienstorden mit Stern der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde; dessen Forschung wir mitfinanziert haben und dessen Impfstoff wir jetzt teuer kaufen. Er soll laut Wikipedia in diesem Jahr sein Vermögen von 5 Milliarden US Dollar auf 8,35 Milliarden US Dollar vermehrt haben. Als ich mir die Zahl ausgeschrieben vorstellte und die Nullen zählte, bin ich dann doch eingeschlafen.