Advent 2022


5.12.22


In der christlich-kirchlichen Tradition bereiten sich die Menschen im Advent auf die Ankunft des Erlösers vor, auf das Licht, das in die Welt kommt. 2016 hatte ich in der Adventszeit den Versuch unternommen, mich durch den Besuch eines Gottesdienstes dieser Tradition wieder etwas anzunähern. Dort wurde ich mit dem Predigttext aus dem Matthäus Evangelium (Mt. 24, 1-14) konfrontiert. Es ist ein apokalyptischer Text, der einem 'es wird schlimm' ein 'noch schlimmer' folgen lässt. Es ist von Verführung, Täuschung, Verrat, Hass und Töten, von Zerstörung die Rede. Besonders field mir die Formulierung auf „Dann werden viele der Anfechtung erliegen und werden sich untereinander verraten und werden untereinander hassen“.

Ist das nicht im Jahr 2020 eingetroffen?

Damals wollte ich dem „Zuckerguss - Advent“ mit Glühwein und Weihnachtsmärkten entkommen, wieder zu einer spirituellen Haltung finden. Aber dieser Text rief meinen Protest hervor. Das waren dann doch für die Weihnachtszeit zu düstere Aussichten. Wo wir das Kind in der Krippe vor Augen haben, ist es nicht vorstellbar, dass erst die Welt untergehen muss, ehe der Christus erscheinen kann.

Aber Eugen Drewermann hat in einem Aufsatz darauf hingewiesen, dass es eben ein Kind sein muss, das angebetet wird. Ein Kind steht für einen Neuanfang.

Aber ist die Welt schon bereit, das Kind in der Krippe zu sehen?

Wird überhaupt gesehen, wie viel Leid wir unseren Kindern bereits angetan haben? Wie wir ihre Zukunft zerstören?

Anscheinend muss es noch schlimmer kommen. Noch mehr Waffen, noch mehr Tote, noch mehr Hass.

Das heißt auch noch mehr Täuschung, um den Hass 'am Kochen' zu halten. Er muss sich in eine bestimmte Richtung entladen, um noch mehr Waffen und noch mehr Zerstörung zu rechtfertigen.

Bereits 2015 hat man in Donezk eine „Allee der Engel“ zum Gedenken an mehrere Hundert toter Kinder errichtet, die im Donbass nach dem Putsch 2014 Opfer der ukrainischen Angriffe wurden.

Irgendwie hatte ich die Kämpfe im Donbass mitbekommen, aber nicht verstanden. Schlimm ist aber, dass ich ganz viel überhaupt nicht mitbekommen habe.

Das wir heute da sind, wo wir sind, hat schon sehr viel früher begonnen. Vielleicht da, wo wir uns dem Wirtschaftswunder und dem Konsum und den Verführungen der Technik zugewandt hatten, ohne unsere faschistische Vergangenheit aufzuarbeiten?

Es ist doch wirklich und dringend die Frage, wie es möglich ist, so viel Kriegsbereitschaft im Mantel der Selbstgerechtigkeit heute an den Tag zu legen, wo wir gestern noch „Nie wieder Krieg“ verkündeten.

Es ist auch unvorstellbar, dass das von langer Hand vorbereitet wurde. Es gäbe keine Agenda, keinen Plan, ist man geneigt zu denken. Denn ein Plan hat ein Ziel. Welches Ziel sollte das denn sein?!

Vielleicht doch der „Great Reset“?

Von Zeitenwende wird bereits gesprochen.

Täglich wird uns Angst gemacht, vor Ansteckung, Ausgrenzung, Armut usw. Dabei wird unendlich viel Geld ausgegeben, das keinen Bezug mehr zu dem hat, was erarbeitet wird. Die Deindustrialisierung Deutschlands hat begonnen. Firmen wandern ab und hinterlassen Menschen ohne Arbeit.

Ich bin weder für die Interpretation von Bibeltexten noch für das Durchschauen der Finanzwirtschaft ein Experte. Ich bin überfordert mit all' den Nachrichten, die ausgesendet werden. Ich verstehe auch LGBTQ nicht, weiß nicht was 'woke' heißt oder warum die Lufthansa „Diversity wins“ auf ihre Flugzeuge schreibt. Mir ist das Verhalten „unserer Mannschaft“ in Katar total peinlich, sowie ich mich auch geschämt hatte, als unsere Außenministerin Herrn Lawrow auf der letzten Münchener Sicherheitskonferenz mit „lieber Kollege“ ansprach. Ich empfand das als Anmaßung eines dummen Mädels gegenüber einer echten Persönlichkeit. Die Zeit zeigt ja auch, dass das Geplapper weder von historischer Bildung noch von Verantwortung gegenüber ihrer Bevölkerung getragen wird und ich mich frage, was das eigentlich heißt, wenn man „vom Völkerrecht“ kommt. Ob sie das weiß?

Wie kann man z. B. in unserem Parlament 2022 der Petition folgen und den Holodomor als Völkermord anerkennen, also als eine auf eine bestimmte Ethnie abzielende „Auslöschung durch Hunger“, wenn es doch bekannt ist, dass nicht nur Ukrainer vom Holodomor (= Hunger – Plage) betroffen waren und, als man es 2018 im Bundestag ablehnte, wurde das wahrscheinlich noch gewusst?


Aber wenn ich mir Übertragungen aus dem Bundestag anschaue, sehe ich jede Menge leerer Stühle und ein kindisches Verhalten. Es wird geredet, dazwischen gerufen, also massiv gestört ohne auf den Inhalt zu hören, wenn jemand von der Linken (zuletzt Sevim Dagdelen) oder von der AfD vorträgt.

So war es auch kein Problem, dass Frau Merkel am Parlament vorbei mit den Ministerpräsidenten die Corona – Maßnahmen beschließen konnte.

Und es war auch kein Problem den § 130 (Volksverhetzung) durchzuwinken, der mir u. U. eine strafrechtliche Verfolgung bescheren könnte, weil ich den Holodomor als Völkermord bezweifle?

Was waren doch nochmal die Aufgaben des Parlaments? Wem gegenüber sind die Abgeordneten verpflichtet?

Wir müssen uns dringend fragen, also ich mich, was weiß ich noch und an was habe ich mich bereits gewöhnt, haben wir uns gewöhnt, und nehmen es einfach hin? Denn der Gewöhnung folgt die „neue Normalität“.

Ich habe viele Fragen, z. B. auch, ob der § 130 etwas mit der „Aufrüstung“ unserer Bundeswehr im Innern zu tun haben könnte(1).

Was mich aufhorchen lässt und viel erklären könnte:


Am Ende seines Vortrags zitiert Ekkehard Sieker Milton Friedman zum Thema 'Ökonomische Schocktherapie', ein Komplex, den er zusammen mit den 'Chikago boys' entwickelt hat und der als zulässige Vorgehensweise in der ökonomischen Praxis angewandt wird:

„Nur eine tatsächlich gefühlte, eine tatsächliche oder gefühlte Krise führt zu diesen Veränderungen. Wenn diese Krise eintritt, hängen die Maßnahmen, die ergriffen werden, von den Ideen ab, die im Umlauf sind. Ich glaube, das ist unsere klassische Aufgabe, Alternativen zu bestehenden Maßnahmen zu entwickeln, um sie lebendig und verfügbar zu halten, bis das politisch Unmögliche den Leuten möglich erscheint.“ *

Fragt sich heute noch jemand, wieso Lockdown, 2G usw. möglich waren? Ich glaube nicht.

Wer oder was regiert die Welt? Eigentlich wissen wir es – das Geld. Wir sind wie der Frosch, der in kaltes Wasser in einen Kochtopf gesetzt wird und so merkt man nicht, wie das Wasser bis zum Kochen erhitzt wird.

Was merken wir? Woran haben wir uns gewöhnt? Was wissen wir? Was kann man glauben? Wieso ist das politisch Unmögliche möglich und wird nicht hinterfragt?

Ich kann das auch für mich selbst nicht wirklich beantworten. Aber ich merke, dass es schlimmer wird. Vor meinem inneren Auge sehe ich auch die Zeit kommen, die in Matthäus 24 ab Vers 24 angekündigt wird: „Denn mancher falscher Christus und falsche Propheten werden aufstehen und große Zeichen und Wunder tun......“. Wieso muss ich da an den 'Great Reset' und Klaus Schwab denken, der uns schon versprochen hat, dass wir nichts haben werden, aber glücklich sein werden? Das wäre doch ein Wunder, oder?

Als Jugendliche habe ich mich mal sehr für Archäologie interessiert. Vielleicht war es auch eine religiöse Phase, denn ich habe mit Begeisterung die Bücher von C.W .Ceram (Peter Keller), „Götter, Gräber und Gelehrte“, sowie „Und die Bibel hat doch recht“ gelesen. Darin wurden alttestamentarische Aussagen mit festgestellten Funden, sprich Ausgrabungen, verbunden und in ihrem Wahrheitsgehalt bewiesen.

Vielleicht hat die Bibel, insbesondere das neue Testament, auch in anderen Punkten recht? Oder vielleicht überhaupt recht?

Dann ist die adventliche Botschaft auch wahr: Der Erlöser wird kommen. Wir müssen bis ans Ende ausharren. Erst wird es schlimm und schlimmer werden.


Allerdings kommen mir schon wieder Zweifel. Ist es noch nicht für sehr viele Menschen schlimm genug? Müssen wir „das Tal der Tränen“ noch weiter durchschreiten? Ist es nicht wirklich schon Zeit für einen Neuanfang oder eine Umkehr? Geht es im Advent nicht um die Kindgeburt? Als Hinweis darauf, dass ein Neuanfang immer möglich ist? Oder herrscht noch zu viel Dummheit im Lande? (2)


Sind das die richtigen adventlichen Fragen und Gedanken? Na ja, sie drängen sich mir auf. Sie bedrängen mich. Sie belasten mich.

Aber ich werde nicht nachlassen nach Wegen zu suchen, die mich hoffen lassen. Irgendwie bricht jedes Lügengebäude mal zusammen. Oder die, die jetzt so einen großen Einfluss auf das Geschehene haben, werden an ihrer Hybris scheitern. Oder so.......


Ich werde weiter auf Erlösung hoffen!



Wichtig!  https://www.youtube.com/watch?v=VXhK8uN6WyA

Demokratie erneuern! - Rainer Mausfeld - DAI Heidelberg 2020

Mit einem erhellenden Teil über unsere geistige Verfasstheit und im Prinzip Unfähigkeit zum Dialog.



https://www.youtube.com/watch?v=stgvY6HwiNw

Ex-Faktenchecker von „Die Anstalt“, Ekkehard Sieker: Niemand ist neutral

Ekkehard Sieker versucht u.a. in seinem Vortrag die komplexen Verhältnisse und Wirkungsweisen des Neoliberalismus ein Stück weit aufzuzeigen. Er verweist auch auf Rainer Mausfeld, der dies in seinen Vorträgen und Büchern ausführlich tut. Ebenso verweist er auf die Sendung „Die Anstalt“, für die er als Faktenchecker tätig war. Und da insbesondere auf die, in der auf Milton Friedman, die Mont Pellerin Gesellschaft, die er gegründet hat, auf den Neoliberalismus, die Netzwerke und die Ziele (Privatisierung, Steuersenkung und Sozialabbau) eingegangen wird.

(1) Verschwörungswelten (2) Von der Dummheit