Gas = Mangel- oder Luxusware oder „Lebensmittel?


1.8.22


Seit einiger Zeit mehren sich die Artikel, in denen gefragt wird, wem zuerst das Gas abgestellt wird – den Privathaushalten oder Industriebetrieben. Das ist eine gravierende Frage und ich wundere mich, dass man aus Wirtschaft und Industrie sehr wenig Proteste oder auch Warnungen hört bzgl. der Sanktionspolitik, während zig Tausend Menschen auf die Straße gehen und unsere Außenministerin Volksaufstände befürchtet. Mir scheint es so, als ob unsere Wirtschaft und Industrie stillschweigend in kauf nimmt, dass sie „abgeschaltet“ wird. Ich bin diesmal hin- und hergerissen zwischen großer Sorge und der Überlegung, dass dieses ganze Gerede von hohen Nebenkosten und frieren mal wieder nur der Angsterzeugung dient.


Klar, dass ein Artikel auf den NachDenkseiten vom 22.7.22 mein Interesse traf. Endlich eine Stimme aus der Wirtschaft, dachte ich. Dann aber wunderte mich sehr das Statement, mit dem Dr. Wansleben seinen Vortrag einführte.

„Dr. Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), traf sich am 20. Juli mit Journalisten, Wirtschaftsvertretern und Diplomaten zu einem Gespräch über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sowie der Sanktionen auf die deutsche Wirtschaft.“


„Guten Morgen meinerseits. Damit ich nicht bestimmte Dinge permanent wiederholen muss, bringe ich die jetzt gleich vor und dann komme ich zur Sache. Ich habe sieben Enkel, davon zwei in diesem Jahr geboren. Ich sage das deswegen, weil man sich dann natürlich die Frage stellt, was kommt da auf die zu. Dieser Krieg ist in jeder Hinsicht ein Verbrechen, unnütz, hat keinerlei Legitimation. Diesen Krieg darf man nicht rechtfertigen. Wer diesen Krieg gemacht hat, hat alles gesprengt, was man sprengen kann. Und das sage ich nicht nur als Großvater, sondern als Sohn eines Kriegsbehinderten, der seit 80 Jahren im Rollstuhl sitzt. Schnitt, jetzt gehen wir zur Sache.“


Ich habe acht Enkelkinder im Alter zwischen 10 und 24 Jahren, die an ihrem jeweiligen Ort viele Stunden eine unnütze und schädliche Maske tragen müssen, permanent diese überflüssigen Tests ertragen und zum Teil geimpft sein müssen. Natürlich frage ich mich auch „was da auf die (noch) zukommt“. Aber auch, wie sie sich unter diesen Bedingungen der staatlichen Verpflichtungen, überhaupt wie sie sich in diesem politischen Klima entwickeln werden.


Ich hatte einen kriegsblinden Vater, der nur 54 Jahre alt geworden ist und an einem Herzinfarkt verstorben ist. Es gehört zu den Erfahrungen meiner Kindheit in Kriegsblinden-Kurheimen auch andere Kriegsblinde zu erleben, manchmal auch welche ohne Arme und Beine oder jüngere, die beim Spielen in den Kriegstrümmern einen „Blindgänger“ ausgelöst hatten. Diese wurden „Spiel-Blinde“ genannt. 

Natürlich finde ich Krieg also auch schrecklich. Das tun aber viele Menschen auch, die keinen kriegsbehinderten Vater oder eine große Anzahl an Enkelkinder vorweisen können. Hab ich gehört.


Also – was will er uns mit diesem Statement sagen? Diese emotionale Verbundenheit bzw. diese Beziehungen zu Vater/Enkelkinder geben der Kriegsablehnung einen höheren Stellenwert? Legitimation? Kompetenz? Oder – „ich bin (nur?) aus ganz persönlichen Gründen gegen Krieg“? Oder, dass man nur mit Blick auf Enkelkinder sich fragt, was da auf uns zukommt?


Wieso ist der Krieg unnütz? Mir fällt auf Anhieb die Waffenindustrie ein, die gewaltig profitiert. Vielleicht profitiert sogar die USA, wenn Europa massiv geschwächt wird. Dr. Wansleben müsste allerdings als Geschäftsführer einer übergeordneten Organisation deutlich besser als ich wissen, wer noch alles vom Krieg profitiert.


Jedoch was die Legitimation angeht, da bin ich mir nicht sicher. Ich teile die Auffassung, dass Russlands Sicherheitsbedenken legitim waren und sind, weil die Ukraine mit Waffen und Militärbasen ausgestattet wird. Außerdem hat Putin mehrmals Sicherheitsgarantien eingefordert und zuletzt im Spätherbst 2021 geäußert, dass er sich ansonsten gezwungen sähe militär-technisch zu reagieren. „Der Westen“ hat das ignoriert. Aus diesem Grund ist es für mich nachvollziehbar, dass die Russische Föderation auf den seit über acht Jahren andauernde ukrainischen Beschuss des Donbass mit über 14 000 Opfern und auf den Hilferuf aus der Region reagiert hat. „Krieg“ war schon.


Allerdings bin ich froh, dass Dr. Wansleben ohne die dezidierte „Verurteilung des Angriffskrieges“ ausgekommen ist. Das hat mich von Anfang an bei den meisten Erklärungen eben auch in den neuen Medien gestört, ja, sogar geärgert, z. B. auch bei der Friedensbewegung. Ich bin Albrecht Müller von den NachDenkSeiten dankbar, dass er das neulich thematisiert hat (Wann endlich hören die Verneigungen vor der allgemein üblichen Empörung über „Putins Aggressionsverbrechen“ auf! 19.7.22).

Es ist schön so eine Bestätigung zu erfahren. Die wünsche ich mir auch in Bezug auf meinen Ärger über Impfkritiker, die immer zuerst betonen, dass sie keine Impfgegner sind. Was soll das? Für mich klingt das wie eine Unterwerfung unter das allgemeine Narrativ. Aber das ist ein anderes Thema.


Jetzt frage ich mich, was gesprengt wurde. Alles? Meint er vielleicht damit die westliche Vorstellung, dass man mit Russland bzw. Putin machen kann, was man will? Seine Sicherheitsbedenken einfach ignorieren kann? Meint er das Verschweigen der Geschehnisse auf dem Maidan und der ukrainischen Angriffe seit 8 Jahren auf den Donbass? Die US- Biolabore und deren Experimente in der Ukraine? Also, dass die verdeckten Aktivitäten in der Ukraine und mit der Regierung auf-gesprengt wurden? Nein, das kann nicht sein, denn das meiste wird noch erfolgreich von den Medien und den westlichen Regierungen gedeckelt, ignoriert und verschwiegen, je nachdem.


Ich vermute ja, dass er die Zerstörung der Handelsbeziehungen meint, die für ihn anscheinend eine logische Folge des Krieges sind. Für mich ist sie die Folge der Sanktionen. Diese, so wie die Lieferung von Waffen und Kriegsgerät, sind nicht zwangsläufig. Man hätte auch anders entscheiden können, z. B. schon 2001 als Putin seine Rede im Deutschen Bundestag gehalten hatte. Aber man wollte nicht auf die Freundschaftsangebote eingehen. Man hat sich lieber der US-amerikanischen Feindsicht auf Russland ergeben. Nun möchte sich niemand mehr daran erinnern, so wie auch nicht an die Tatsache, dass wir unseren Wohlstand den guten Handelsbeziehungen zu Russland, China, Indien usw. verdanken.


Dr. Wansleben scheint froh zu sein, dass er bei Handelsgesprächen nicht mehr erst Vertrauen aufbauen muss, u. U. bei ein paar Schnäpsen. Er möchte lieber mit Menschen verhandeln, die sich mit ihm auf einer Ebene befinden, wo Verständigung unmittelbar möglich ist. Gestern war man noch bereit sich wegen des Geschäftes/des Profits auf andere Kulturen einzulassen. Heute sind russische und chinesische Handelsunternehmen etwas, auf das man leicht verächtlich herabblickt; wobei man in Kauf nimmt, gewünschte Waren auch deutlich teurer einzukaufen. Ist das nicht eigentlich dumm? So als Geschäftsmann?


Ich meine herauszuhören, dass alles irgendwie zwangsläufig ist und wir jetzt in der bedauerlichen Lage sind damit klarzukommen. China und Indien sind aufgrund ihrer politischen Positionierung nicht mehr verlässlich und Russland kann man nicht trauen. Wir müssen uns nach neuen Handelspartnern umsehen, „eine offensive Handelspolitik betreiben und Abhängigkeiten vermeiden“.

Bei anderen Artikeln lese ich, dass Russland bis heute und auch während der vielen Jahre des „Kalten Krieges“ immer seinen vertraglichen Pflichten nachgekommen ist. Das weiß auch Dr. Wansleben.


Eigentlich erwarte ich, dass er bzw. zahlreiche Mitgliedsunternehmen sich gegen die kriegstreiberische Politik unserer Regierung wenden oder sich zumindest kritisch äußern. Denn was wird aus unserer Industrie und Wirtschaft ohne russisches Gas?

Ich wohne in der Nähe eines Stadtteil-Zentrums. Hier gibt es mindestens 6 Friseure, 3 Apotheken, 3 Bäcker mit Café's, 2 Discount-Bäcker, mehrere Bekleidungsgeschäfte, Imbissstuben, 3 Supermärkte, Ärzte und ähnliche Praxen und kleinere Geschäfte. Was wird aus denen, wenn sie ihre Nebenkosten nicht mehr bezahlen können? In den Innenstädten kann man sehen, wie schon die sogenannte Pandemie einigen Geschäften, insbesondere Restaurants, das Aus beschert hat. Was wird in zwei Jahren von dieser Vielfalt hier in der Vorstadt noch übrig sein? Die zwei Testzentren?


Übrigens: was ist mit den Schäden, die im Zuge der Maßnahmen entstanden sind? Hat der Geschäftsführer einer so großen Organisation nichts dazu zu sagen? Zu dem eklatanten Personalmangel zum Beispiel? Geht es ihn nichts an, dass hunderte Menschen zu den Tafeln drängen und nicht mehr aufgenommen werden können?


Auf der Seite des DIHK heißt es:

„Der DIHK kann Trends, Entwicklungen und Sorgen der Unternehmen beschreiben, weil er sie konkret aus der unternehmerischen Praxis gemeldet bekommt. Politik und Verwaltung fragen dieses Wissen oft nach, um es bei ihren wirtschaftspolitischen Entscheidungen zugrunde zu legen.“


Sind sie gefragt worden, bevor Robert Habeck sagte: „Wir werden uns aber natürlich selbst schaden. Das ist ja völlig klar (mir nicht). Der Sinn von Sanktionen ist, dass eine Gesellschaft, in diesem Fall die europäische Gesellschaft, Lasten trägt (das ist der Sinn?). Die Wirtschaft, die Verbraucher, die Konsumenten, alle werden einen Beitrag leisten müssen. Es ist undenkbar (ach ja?), dass Sanktionen ohne Folgen für die eigene Volkswirtschaft bzw. die eigenen Preise sind. Wir werden höhere Inflationen, höhere Energiepreise und eine Belastung der Wirtschaft haben. Und wir sind als Europäer und Europäerinnen bereit (ich nicht), die zu tragen, um der Ukraine zu helfen. Aber kostenlos ist es nicht möglich das hinzubekommen. Es wird Härten geben und die Härten werden getragen werden müssen.“ (Basta?)


Dieser Europäer scheint das etwas anders zu sehen:

Der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer hält ein Gasembargo gegenüber Russland für fatal und schädlich. Dies erklärte er auf der gemeinsamen Pressekonferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.


Nehammer zufolge sollten Sanktionen “den mehr treffen, gegen den sie gerichtet sind, und nicht dem mehr schaden, der sie beschließt”. Die Sanktionen gegen Russland könnten in den EU-Ländern eine wirtschaftliche und soziale Krise hervorrufen.


Warum kommen solche Worte nicht von so einem mächtigen Wirtschaftsverband?


Der DIHK beschreibt sich selbst so:


Der DIHK ist die Dachorganisation der 79 Industrie- und Handelskammern (IHKs) mit insgesamt mehr als drei Millionen Mitgliedsunternehmen – vom Kioskbesitzer über die Buchhändlerin und dem innovativen Impfstoffhersteller bis hin zum Großkonzern. Der DIHK spricht für die Unternehmen aus Handel, Dienstleistung und Industrie. Nahezu alle Branchen sind hier vertreten – außer Handwerk, freien Berufen, Landwirtschaft und öffentlichem Dienst. Zudem koordiniert der DIHK das Netz der Auslandshandelskammern (AHKs) mit mehr als 140 Standorten in mittlerweile 94 Ländern der Welt.

Und die aktuelle Situation so:


Immer mehr Betriebe geben wegen der stark gestiegenen Energiepreise ihre Produktion in Deutschland auf oder haben ihren Geschäftsbetrieb eingeschränkt. Das geht aus einer DIHK-Vorabauswertung des jährlichen Energiewendebarometers unter bundesweit rund 3.500 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen hervor. 



Das Thema Erdgas wird für das verarbeitende Gewerbe zunehmend existenziell .


Vielleicht stelle ich mir das falsch vor, wenn ich aus dieser „Ecke“, DIHK, einen Protest, ein Veto erwarte.

Vielleicht schweigen die meisten der Mitgliedsunternehmen, weil sie erwarten, dass der Staat sie unterstützen wird? Der Staat sind dann die, die noch Arbeit haben, höhere, sehr höhere Nebenkosten, Krankenkassenbeiträge und was weiß ich noch zahlen müssen, ganz abgesehen von den höheren Lebensmittelpreisen.

Aber vielleicht habe ich den Aufschrei aus Industrie und Wirtschaft einfach nicht mitbekommen. Oder Dr. Wansleben ist unfähig die Interessen der Mitglieder zu vertreten. Darin passt er gut zu unserer Regierung, die unfähig ist, sich an ihren Eid zu halten und Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Gas, gerade russisches Gas, ist für unsere Gesellschaft, für unser Leben, ein Lebens-Mittel und darf kein Luxusgut sein. Alle diskutierten Alternativen sind katastrophal – extrem schädlich und extrem teuer.


Der Krieg ist unnütz? Wie kommt man nur auf ein solches Wort? Dieser Krieg ist extrem schädlich – für die direkt betroffenen Menschen, für die gute Nachbarschaft, für den Handel und für die deutsche Wirtschaft, für jeden einzelnen von uns. Und doch ist er unnütz, weil er hätte verhindert werden können. Warum sagt er das nicht?


Mit seinem Statement zu Beginn seines Vortrages rollt er den emotionalen Teppich aus. Die Menschen auf der emotionalen Ebene anzusprechen ohne inhaltliche Substanz, sie damit „bereit“ zu machen destruktive Maßnahmen oder Haltungen einzunehmen, sind subtile, „softe“ Mittel der Manipulation. In diesem Bereich haben es führende Menschen in unserem Land zu einer Meisterschaft gebracht.


Also gut zu wissen, dass er dieses Jahr gleich zweimal Opa geworden ist. Alles Gute für die neuen Erdenbürger! Deren wahrlich miserablen Zukunftsaussichten, wie die von uns allen, sind leider zwangsläufig so – es geht nicht anders


Oder (mein Traum):


 und dann kam einer, der wusste das nicht und hat es gemacht.

 


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https://www.nachdenkseiten.de/?p=86125 22. Juli 2022 „Werden am Ende 20 bis 30 Prozent ärmer sein“ - DIHK – Hauptgeschäftsführer zu Auswirkungen von Sanktionen und Ukraine-Krieg auf Deutschland


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https://www.nachdenkseiten.de/?p=86304 Leserbriefe zu.......


Wichtige passende Information:

https://www.youtube.com/watch?v=iZ-iEEfBGt0&t=701s Staatsknete für die richtige Meinung – Küppersbusch TV 28.07.2022 oder https://www.nachdenkseiten.de/?p=86379